Meine erste grosse Auslandsreise nach Italien

Ich habe meinen BMW i4 e40 jetzt über zwei Jahre – und natürlich war ich schon damit auf 3 oder 4-Tagestouren im angrenzenden Ausland. Immer ohne irgendwelche Probleme. Jetzt ging es aber erstmalig über 14 Tage auf grosse Urlaubsfahrt von Koblenz an den Lago Maggiore in Italien. In Summe über 2000km (mit vielen Fahrten vor Ort) und fast ausschliesslich in Italien und der Schweiz.

Und ja, auch wenn ich einfach hätte losfahren können, habe ich dann doch etwas Zeit in die Vorplanung investiert – hatte ich doch zu oft gehört, dass das Laden in Italien mit Problemen verbunden ist, oftmals nur langsames Laden möglich ist, oder die meisten Ladekarten gar nicht funktionieren.

Und auch wenn ich nur über Norditalien und die Schweiz berichten kann, hoffe ich, mit diesem Bericht dem Ein- oder Anderen E-Auto-Fahrer die Angst vor langen Reisen ins Ausland mit dem Elektroauto zu nehmen.

Reiseplanung

Aufgrund der Verkehrssituation habe ich die – etwas längere – Route von Koblenz über Frankreich (A35) bis Basel und dort über den Gotthardtunnel Richtung Locarno gewählt. Eigentlich wollte ich mich im Urlaub nicht gross um die Preise kümmern, da ich aber in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit Ionity gemacht hatte, und die Preise dort aktuell (2025) mit einem Monats-Abo sehr günstig sind (in Frankreich habe ich nur 31ct/kWh gezahlt), habe ich ein entsprechendes Abo abgeschlossen und sofort wieder gekündigt – d.h. das Abo gilt genau 4 Wochen. Zum Vergleich: Mit Maingau wären es 79ct gewesen – da kann sich jeder selbst ausrechnen wie schnell es sich bezahlt macht.

Ebenfalls hatte ich im Vorfeld bereits seit längerem eine RFID Karte von plenitude (eine italienische Firma) – vornehmlich für AC Ladesäulen. Die Karte ist kostenlos und es gibt auch eine App von plenitude (die wir aber nicht brauchen – dazu später mehr). Wer nur von A nach B fährt und keine AC Ladesäulen benötigt, für den reichen in der Regel auch die HPC Ladekarten von Ionity etc.

Für Italien haben mir andere Fahrer – neben plenitude – noch Neogy und Electroverse empfohlen. Mein Zielort war Pino am Lago Maggiore. Am Lago gibt es viele AC Ladestationen, aber nicht alle sind auch in den Apps verzeichnet. Das hängt vor allem damit zusammen, dass italienische AC Ladesäulen nicht zwingend ihren Status online mitteilen müssen. Hier mal ein Beispiel von Laveno am Lago Maggiore: Während die BMW App nur eine einzige Ladestation anzeigt, gibt es in der Anwendung ABRP – A Better Route Planner – gleich vier AC Stationen:

Ich habe mir daher im Vorfeld einen ABRP Premium Account zugelegt – der ist zwar nicht zwingend erforderlich, aber es gab ihn gerade kostenlos für 4 Wochen zum Test.

Überhaupt fand ich ABRP sehr interessant, ist es noch mit s.g. Onboard Adaptern möglich auch den aktuellen Ladezustand des Fahrzeugs mit ABRP zu koppeln und so die Navigation (wenn man Apple Car Play oder Android Auto verwenden kann) ausschliesslich mit ABRP zu machen. Werde ich mir sicherlich bei nächster Gelegenheit mal genauer anschauen (denke man kann dann das teure jährliche Kartenupdate von BMW damit vermeiden).

Fahrt und Erlebnisse

Ich habe mir angewöhnt, vor längeren Fahrten mit 100% SoC loszufahren. Das hat sich auch diesmal bewährt, sodass der erste Stopp nach Fahrt von Koblenz über die A61 in Frankreich erst nach 290km in Dutlenheim an der A35 an einer Allego Station erforderlich war. Übrigens sehr zu empfehlen, da eine grosse Rastanlage mit kostenlosen Toiletten direkt daneben ist – hier reichten 10 min Ladezeit bis zu einer Ionitysäule vor Basel

Grundsätzlich hätte ich die 700km mit 2 Ladestopps bewerkstelligen können. Allerdings wollte ich mindestens 50% SoC am Ziel haben, da vor Ort nur wenige HPC Ladesäulen vorhanden sind und ich keine Ahnung hatte ob die AC Ladesäulen mit meinen Karten funktionieren würden.

Daher habe ich noch kurz vor Basel und vor dem Gotthard Tunnel (hier ein Bild vom Rasthof Gotthard Nordportal Richtung Süd), geladen. Beim Laden am Gotthard habe ich auch auf 100% geladen, da wir dort auch noch Picknick gemacht haben (hinter dem Rasthaus gibt es einen schönen, schattigen Bereich dafür).

Da ich nicht berücksichtigt hatte, dass es ab dem Tunnel (Wartezeit war mit 10min sehr gering, sodass ich nicht über den Pass gefahren bin), stetig bergab geht und daher die Batterie mit fast 5kW durch Rekuperation geladen wurde, kam ich mit fast 80% Ladekapazität am Zielort an.

Dort war dann erstmal „la dolce vita“ angesagt – mit all den Annehmlichkeiten, sodass ich erst nach einigen Touren vor Ort mit 40% Ladekapazität mich mit dem Gedanken irgendwann dann doch mal wieder zu Laden beschäftigte.

Der Zufall wollte es, dass direkt neben unserem Feriendomizil eine AC Ladesäule des italienischen Betreibers A2a installiert war mit 2 x 22kW/h Leistung. Allerdings war der freie Ladeplatz nicht zu benutzen, da die Karten zwar akzeptiert wurden, aber der Zugang für das Ladekabel nicht freigeschaltet wurde.

Zum Glück ist der oben zu sehende Wagen kurz nach dieser Erfahrung weg gefahren, sodass ich den zweiten Anschluss ausprobieren konnte. Obwohl angeblich Maingau, Ewego etc. im Rahmen Roaming funktionieren sollten, wurden aber tatsächlich nur die italienische Karte von plenitude von der Ladesäule akzeptiert – nicht aber die App von plenitude!

Interessanterweise hatte ich dieses Problem danach nicht wieder – alle weiteren AC Ladesäulen entlang des Lago Maggiore haben auch die Karte von Maingau akzeptiert – eine wollte stattdessen allerdings nur die Karte von ewego. Dafür hatte ich ein anderes Problem, welches ich aber schon von einer deutschen AC Ladesäule kannte:

Das war nämlich an obiger Säule der Fall. In Italien gibt es diverse Ladesäulen die teilweise nur 7 kW/h Leistung haben – aber als 11 oder 22kW/h Leistung eingetragen sind. Die Begrenzung der Ladeleistung lässt sich bei BMW im Lademenü einstellen.

Wie gesagt: Diese Probleme hatte ich nur ein einziges Mal! Während der weiteren Touren hatte ich manchmal eher das Problem, dass ich zu viel SoC hatte als zu wenig!1Man sollte Ladesäulen nur zum Laden benutzen – nicht zum Parken! Das scheinen auch manche italienische Fahrer nicht immer zu beherzigen. Hier einige Beispiele:

In Luino ist immer am Mittwoch grosser Markt – und die Stadt so zugeparkt, dass man im Stadtbereich keinen Parkplatz bekommt – ausser direkt am Beginn des Marktes an der dortigen Ladestation am Bahnhof von Luino. Und ausser Ladeleistung war keine Parkgebühr fällig.

In Stresa gibt es direkt und zentral einen HPC Ladestation, mit 1 x CCS und 1 x Typ2 Anschluss. Leider oft belegt, aber ich hatte Glück. Verrechnet man die ca. 7€ Parkgebühr, die ich so nicht zahlen musste mit den Ladekosten, war das Parken + Laden hier fast kostenlos – und noch dazu zentral.

Die Ladestation in der Innenstadt von Lugano (Schweiz) war so zentral, dass man nur wenige Minuten zur Piazza Riforma benötigte. Auch hier war das Parken kostenlos (das ist nicht immer der Fall). Und natürlich wurden an einer schweizerischen AC Ladesäule auch meine deutschen Ladekarten anstandslos akzeptiert. Interessant: Die Typ2 Kabel waren hier an der Ladestation anbebracht.

Alles in Allem habe ich durch die Suche nach der Ladestation immer das Glück gehabt zentral und direkt am Ziel parken zu können – ohne lange Parkplatzsuche oder Ärger über teure Parkgebühren. Die Ladestationen habe ich übrigens immer mit ABRP rausgesucht und angefahren – das ging einfacher als mit der internen Navigationssoftware (die die meisten Stationen eh nicht kannt – da muss BMW wohl noch einiges nacharbeiten).

Geärgert hatte ich mich dann erst wieder in Deutschland, als wir auf der Rückfahrt noch in der Innenstadt von Neustadt/Weinstraße schön Essen waren. Dort gibt es am Juliusplatz eine AC Ladestation der Stadtwerke Neustadt – direkt am zentralen Marktplatz. Aber: Diese Station war in der BMW App nicht vorhanden, wohl aber in der Navigationssoftware des BMW! Dafür war das Laden ziemlich vorsintflutlich: Es funktioniert ausschliesslich dort mittels Scan des QR Codes und per paypal direkt über die Webseite der Stadtwerke. Die haben wohl auch eine App, aber irgendwann habe ich es leid gehabt 1000 Apps zu installieren. Teuer war es mit 79ct /kwH auch noch – dafür war das Parken kostenlos.

Fazit

Meine Ängste im Vorfeld waren absolut unbegründet. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich irgendeine Reichweitenangst. Bei 30min Wartezeit am Gotthardtunnel hätte ich auch bedenklos den Gotthardpass nehmen können, da es vor dem Tunnel an beiden Seiten ausreichend HPC Ladesäulen gibt und man durch Rekuparation auch noch mit 40kW SoC problemlos über den Pass kommt. Tipp: In den Sommermonaten gibt es die Cupra Sonderspur über die man am Stau vorbei auf dem Standstreifen am Stau vorbei fahren kann. Tatsächlich hatte ich durch AC Ladesäulen direkt am Zielort keine Probleme mit Parkplatzsuche oder teuren Parktickets – allerdings bin ich auch Ende Juni/Anfang Juli ausserhalb der Ferienzeit in Deutschland gefahren. Wer sich ein wenig im Vorfeld Gedanken macht und bereit ist sich auch auf Neues einzulassen – für den ist das Fahren im Ausland mit dem Elektroauto total entspannend. Und nach 3-4h Fahrtzeit sollte man eh eine Pause machen – gerade und insbesondere im Urlaub.

Habt Ihr auch Erfahrungen? Dann nutzt gerne das Kommentarfeld.

Views: 6

  • 1
    Man sollte Ladesäulen nur zum Laden benutzen – nicht zum Parken! Das scheinen auch manche italienische Fahrer nicht immer zu beherzigen.